Gerechtfertigt wurde der unblutige Staatsstreich mit Hinweis
auf den Altonaer Blutsonntag vom 17. Juli 1932
und der angeblichen Unfähigkeit der preußischen Regierung, im größten und
bevölkerungsreichsten Land für Ruhe und Ordnung sorgen zu können. Tatsächlich
sollte der "Preußenschlag" mögliche
Widerstände im "demokratischen Bollwerk" Preußen gegen eine
monarchische Restaurationspolitik der preußisch-konservativen Umgebung des
Reichspräsidenten um General Kurt von Schleicher, Freiherr von
Gayl
(1879-1950) von der DNVP und Hindenburgs Sohn Oskar
(1883-1960) ausschalten. SPD und Gewerkschaften nahmen den Staatsstreich
der Reichsregierung, der von der Reichswehr unterstützt wurde,
mit Passivität hin. Einen Aufruf zum Generalstreik hielten sie
angesichts der Massenarbeitslosigkeit für wirkungslos, und auch eine
militärische Gegenwehr der preußischen Schutzpolizei war wegen der zustimmenden
Haltung der Reichswehr zu
dem "Preußenschlag"
aussichtslos. Ihre Hoffnung legten Sozialdemokraten und Gewerkschafter -
letztendlich vergebens - auf die am 31. Juli 1932
stattfindende Reichstagswahl, aus der jedoch die NSDAP
als überragender Sieger hervorging.
Partei |
Stimmen |
NSDAP |
37,30% |
DNVP |
5,90% |
DVP |
1,20% |
BVP |
3,20% |
Zentrum |
12,50% |
Deutsche
Staatspartei |
1,00% |
SPD |
21,60% |
KPD |
14,30% |
Sonstige
Parteien |
3,10% |
Obwohl das Vorgehen der Reichsregierung kaum
verfassungskonform war, blieb die Klage der Regierung Braun und süddeutscher
Länder, die den Föderalismus gefährdet sahen, vor dem Staatsgerichtshof in
Leipzig
erfolglos. Das Gericht erklärte im Oktober 1932 die Einsetzung der Kommissare
für zulässig. Die Kontrolle des Reichs über Preußen, vor allem über die
preußische Polizei, erleichterte es Adolf Hitler
im Zuge der nationalsozialistischen
Machtübernahme 1933 erheblich, ein diktatorisches Regime zur errichten.
Literatur und Websites:
http://www.dhm.de/lemo
http://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fenschlag
Manfred Treml: Oldenbourg Geschichte für Gymnasien 12; München 1994
Verfasser:
Christian Heidinger, Christoph Jung