5.2 Josef Felder im Exil



Der Landesverband der Bayerischen Presse teilte Josef Felder mit, dass ab dem 1. Juli 1933 alle Marxisten – Mitglieder der KPD oder SPD – aus dem Verband ausgeschlossen werden würden. Dies kam einem Berufsverbot gleich und bedeutete für Josef Felder, dass er kein Geld mehr als Journalist verdienen konnte.

Die SPD wurde am 22. Juni 1933 durch Reichsinnenminister Frick verboten, ihren Abgeordneten im Reichstag wurden die Mandate aberkannt. Die sozialdemokratischen Abgeordneten – und damit auch Josef Felder – befanden sich in einer sehr schwierigen Situation: Ihre Familien wurden bedroht, sie selbst wurden verfolgt oder in Konzentrationslagern inhaftiert. Daraufhin beschloss Josef Felder, sofort aus Deutschland zu fliehen. Sein Bruder Anton, ein geübter Bergsteiger, half ihm bei der Flucht über das Karwendelgebirge nach Wien.

Josef Felder, der im Juni 1933 nach Wien emigriert war, wohnte dort bei den Künstlern Kurt Manschinger und Grete Hartwig, die von 1929 bis 1931 am Stadttheater in Augsburg aufgetreten waren und mit denen er seitdem befreundet war.

Im Exil in Wien schrieb Josef Felder Zeitungsartikel und hielt Reden, in denen er die bedrohliche Situation in Deutschland schilderte und die österreichischen Sozialdemokraten zu rechtzeitigem Widerstand gegen die Nationalsozialisten und die Regierung Dollfuß aufrief. Er sprach unter anderem vor dem Wiener Gesamtvorstand der SPÖ und, zusammen mit seinem früheren Reichstagskollegen Wilhelm Hoegner, vor dem Klub der österreichischen Nationalräte im Parlament.

Josef Felder musste seine politische Tätigkeit in Wien für den Fall, dass die deutschen Nationalsozialisten ihn dort aufspüren sollten, verschleiern. Daher nahm er eine Scheintätigkeit beim Wiener Kabarett „Die Seeschlange“ an.

Josef Felder nahm, nachdem er im Februar 1934 mit Hilfe eines Gesandten der Tschechoslowakei von Wien nach Prag geflohen war, Kontakt mit dem Vorstand der Sopade (Sozialdemokratische Partei Deutschlands im Exil) auf. Die Prager Sopade verfolgte das Ziel, die Welt über die Verbrechen des NS-Regimes aufzuklären und den Widerstand gegen die Nationalsozialisten durch Informationsarbeit zu unterstützen. Josef Felder wurde aus Rücksicht auf seine Familie davon abgeraten, sich innerhalb der Sopade illegal zu betätigen.
Josef Felder befürchtete Repressalien gegen seine Familie, solange er sich im Ausland aufhielt. Daher erwog er, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Vor einer endgültigen Entscheidung fuhr er mit einem falschen tschechischen Pass für zwei Tage nach München, um sich mit seiner Frau zu beraten. Diese versicherte ihm, dass sie die Bedrohung und die Erniedrigungen durch die Nationalsozialisten auf sich nehme und es darauf ankomme, sein Leben zu sichern. Doch Josef Felder wollte seine Familie nicht in Gefahr bringen und kehrte daher im Mai 1934 endgültig nach Deutschland zurück.
Verfasserin: Anja Ruisinger
Literatur:
Josef Felder. Warum ich Nein sagte. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Taschenbuch 2002 (vgl. S. 156-168)