Der Südostkurier
1. Amerikanische Lizenzpolitik
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

1.1 Presselizenzierung
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

1.2 Einflussnahme auf die Presse
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

1.3 Lösung des Pachtproblems
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

1.4 Erteilung der Generallizenz
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

2. Südost-Kurier
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

2.1 Ernennung Josef Felders zum Lizenzträger
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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2.3 Heinrich Haug als zweiter Lizenzträger des Südost-Kuriers

Der Südost-Kurier hatte aufgrund der kurzfristigen Entscheidung des konservativen Rupert Berger zugunsten einer politischen Karriere und damit gegen den Posten als Lizenzträger nur den Sozialdemokraten Josef Felder als Lizenzträger. Um die politische Neutralität der Zeitung zu sichern, sollte ihm möglichst schnell ein gleichberechtigter, konservativ geprägter Mitlizenzträger zur Seite gestellt werden.


hier
McMahon übergibt Heinrich Haug die Presselizenz, 16.09.1946

Vollbild (52 kb)


Bei der Suche nach einem für den Posten des zweiten Lizenzträgers geeigneten Journalisten verfielen sowohl Josef Felder als auch Ernst Langendorf, der Chef der „Information Control Division“ (ICD) Press Branch Bayern, bald auf Heinrich Haug. Dieser war als gelernter Journalist zunächst als freier Mitarbeiter und später als Stellvertreter des Hauptschriftleiters und Verantwortlicher für Lokales beim Südost-Kurier beschäftigt. Zudem erschien seine Vertrautheit mit der Region durch die Tätigkeit als Bezirksverbandsgeschäftsführer der CSU vorteilhaft. Auch an seiner NS-Gegnerschaft bestanden keinerlei Zweifel, da Heinrich Haug im April 1945 nach dem Scheitern des durch die Freiheitsaktion Bayern ausgelösten Aufstands fast durch die SS hingerichtet worden wäre.


hier
Heinrich Haug und Josef Felder bei der Lizenzvergabe, 16.09.1946

Vollbild (66 kb)


Somit beschlossen die amerikanischen Presseoffiziere nach einem erfolgreichen vierwöchigen Probelauf Heinrich Haug neben Josef Felder als zweiten Lizenzträger des Südost-Kuriers einzusetzen. Die feierliche Verleihung der Lizenzurkunde erfolgte am 16. September 1946 durch ICD-Chef McMahon. Vertreter der örtlichen Behörden oder des öffentlichen Lebens und regionale Politiker erschienen zwar zahlreich, hielten sich jedoch aufgrund ihrer größtenteils ablehnenden Haltung dem Südost-Kurier gegenüber im Hintergrund. Somit sprachen außer Heinrich Haug selbst nur einige US-Offiziere.


Der zukünftige Lizenzträger verteidigte in seiner Rede die Anweisung der US-Militärregierung „eine überparteiliche und überkonfessionelle Presse zu gründen“ (Frei, S. 66). Zudem hob er die schon bisher gut funktionierende Zusammenarbeit mit Josef Felder hervor und fragte, „ob dieses Zusammengespanntwerden politisch verschieden denkender Menschen nicht eine herrliche Erziehungsschule zur Toleranz, dieser getreuen Schwester der Demokratie“ (Frei, S. 67) sei.


Wie schon in dieser Rede Haugs deutlich wurde, war er nicht an Streit mit Josef Felder interessiert, sondern bemühte sich ebenso wie dieser um Kooperation. Daher kam es bei der gut funktionierenden Zusammenarbeit der beiden Lizenzträger kaum zu größeren Konflikten. Sie fungierten als gleichberechtigte Herausgeber, Felder zusätzlich als Chefredakteur und Haug als Verlagsleiter und Lokalchef. Während der Zusammenarbeit verfasste Heinrich Haug wesentlich weniger Leitartikel als Josef Felder, schrieb fast nie Artikel zur CSU-Politik und vermied ganz im Gegensatz zu Felder deutliche Stellungnahmen zugunsten der Partei. Somit hatte er zum Ärger der örtlichen CSU-Politiker der politischen Zielklarheit Josef Felders nicht viel entgegen zu setzen.


Obwohl sich die Lizenzträger größtenteils gut verstanden, wollte sich Heinrich Haug mit einem auf heimatkundliche Werte ausgerichteten „Verlag Heinrich Haug“ selbständig machen. Daher verließ er den Südost-Kurier zum 20. März 1949.


Verfasser: Constantin Pröll und Anja Ruisinger


Literatur:
Norbert Frei. Amerikanische Lizenzpolitik und deutsche Pressetradition. München, R. Oldenbourg Verlag 1986

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