1.1 Die Lizenzierung der Presse durch die US-Militärregierung
Während der Besatzungszeit in den
Jahren 1945 bis 1949 machten es sich die amerikanischen Besatzer im Rahmen der Reeducation zur Aufgabe, die Informationsmedien im
besiegten Deutschland neu zu ordnen und von jeglichen faschistischen Einflüssen
zu befreien.
Hierzu wurden zunächst alle bisherigen deutschen
Publikationsorgane per Gesetz verboten. Zur ersten Information der Bevölkerung
erschienen anfangs nur Militärzeitungen
unter Leitung der US-Armee
oder kleinere Lokalblätter. Anschließend planten die Besatzer unter anderem den
Aufbau eines freien und demokratischen Pressewesens durch neue Lizenzzeitungen unter
deutscher Leitung.
Die Lizenzierung der Presse sollte eine
Wiederherstellung der Presselandschaft der Weimarer Republik
verhindern. Anstelle der zahlreichen,
zumeist kaum informativen und politisch einseitigen Kleinblätter der zwanziger
und frühen dreißiger Jahre sollten einige wenige leistungsfähige Lizenzzeitungen mit einem
umfassenden Informationsangebot entstehen.
Um nationalsozialistische Tendenzen in der
Presse zu verhindern, konnten nur Personen, die nachweislich unbelastet aus der
Zeit des Nationalsozialismus
hervorgegangen waren, Lizenzträger werden. Außerdem wurde die Verantwortung für
eine neue Zeitung zumeist je einem sozialdemokratisch und einem konservativ
geprägten Lizenzträger mit gleichen Rechten übertragen. Hierdurch sollten eine
ausgewogene Berichterstattung und eine weitgehende politische Neutralität der
Presse gewährleistet werden.
Der Lizenzierungsprozess durch die „Information
Control Division (ICD) Press Branch“ der amerikanischen
Militärregierung begann bereits Anfang August 1945 mit der Vergabe der
Lizenz für die „Frankfurter
Rundschau“ in Hessen. In Bayern jedoch erschien erst am 6. Oktober 1945 mit
der „Süddeutschen Zeitung“
die erste Lizenzzeitung.
Nach Abschluss der Versorgung der größeren bayerischen Städte mit
Lizenzzeitungen bis Anfang 1946 fanden schließlich auch kleinstädtische und
ländliche Regionen Berücksichtigung. So erfolgte beispielsweise im Mai 1946 die
Vergabe der Lizenz für den Südost-Kurier, der von
Bad Reichenhall aus im ländlich geprägten südost-oberbayerischen Raum
erscheinen sollte.
Mitarbeiter der ICD
Vollbild (79 kb)
Verfasser: Constantin Pröll und Anja Ruisinger
Literatur:
Norbert Frei. Amerikanische Lizenzpolitik und deutsche Pressetradition. München, 1986
Josef Felder. Warum ich Nein sagte. Reinbek bei Hamburg, 2002
|