Im Nationalsozialismus
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5.1 Widerstand vor der Emigration
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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5.1 Widerstand Josef Felders vor der Emigration

Josef Felder trat als überzeugter Sozialdemokrat gegen die Nationalsozialisten ein. Da er Hitlers „Mein Kampf“ gelesen hatte, war er schon früh überzeugt davon, dass eine Machtübernahme Hitlers Krieg bedeute. Diese These fand allerdings kaum Zustimmung und wurde selbst von einigen seiner Parteigenossen, welche die nationalsozialistische Bewegung teilweise als vorrübergehendes Phänomen betrachteten, belächelt. Dennoch wies Josef Felder bereits im November 1932 im Reichstagswahlkampf, den er hauptsächlich gegen die Nationalsozialisten führte, auf das nationalistische und rassistische Programm Hitlers hin. Er betonte, dass die außenpolitischen Thesen in „Mein Kampf“ bei Umsetzung in die tatsächliche Politik zum Krieg führen würden.


hier
Stimmzettel der Reichstagswahlen, 05.03.1933

Vollbild (546 kb)


Anfangs konnte Josef Felder noch relativ gefahrlos für seine Meinung eintreten. Später jedoch – im Wahlkampf vor der Reichstagswahl vom 5. März 1933 – setzte er sich als sozialdemokratischer Redner zunehmender Gefahr aus. Versammlungen und Kundgebungen der SPD wurden mit Blick auf die randalierende SA oftmals nur widerwillig von der Polizei geschützt. So griff die Polizei beispielsweise nicht ein, als Nationalsozialisten bei einer Rede Felders in Dessau eine Schießerei begannen. Daher wurden die Redner der SPD zum Schutz vor Übergriffen der Nationalsozialisten von Mitgliedern des Reichsbanners begleitet. Trotz der Bedrohung und Behinderung im Wahlkampf wurde Josef Felder erneut in den Reichstag gewählt.


Josef Felder zeigte auch in seiner Position als Vorsitzender der Augsburger SPD, die er erst seit dem 27. Januar 1933 inne hatte, Bereitschaft zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten. So traf er in Augsburg nach der Machtergreifung Hitlers am 30.1.1933 zusammen mit den Führungen von Partei, Gewerkschaft und Reichsbanner Vorbereitungen, um einen etwaigen Putsch der Nationalsozialisten <abwehren zu können. Als Felder schließlich am 9. März die Nachricht vom Aufmarsch der Nationalsozialisten in der Stadt erhielt, ließ er die Parteidruckerei durch Sicherung der Türen und Bereitlegung von Bleiklötzen als Wurfgeschosse sogleich in Verteidigungsbereitschaft setzen. Die örtlichen Gewerkschafts- und Parteiführer – unter ihnen auch Josef Felder – waren sich einig, dass Widerstand geleistet werden müsse, jedoch erst auf ein zentrales Signal aus Berlin oder München hin. Auf dieses Signal warteten sie vergeblich, die Nationalsozialisten übernahmen schließlich in Augsburg wie in ganz Bayern die Macht.


Daraufhin musste sich Josef Felder aufgrund der Bedrohung durch die Nationalsozialisten versteckt halten. Die Gestapo durchsuchte seine Wohnung täglich und drohte seinen Söhnen und seiner Frau. So riefen sie beispielsweise nachts an, um seiner Frau zu sagen, dass aus Josef Felder „sofort Kleinholz gemacht werden würde, wenn sie [ihn] fassten“ (JF, S. 111). Die Verhaftung Felders gelang jedoch nicht, da dieser seine Unterkunft mit Hilfe von Reichsbannerkameraden mehrmals wechselte. Diese sorgten auch für die Aufrechterhaltung des Kontaktes zu seiner Frau und die Verbindung zu anderen SPD-Führern. So konnte sich Josef Felder in München im Künstlerhaus regelmäßig heimlich mit Parteigenossen treffen, um die Lage zu erörtern und Flugblätter zu entwerfen.


hier
Auszug aus dem Protokoll der Reichstagssitzung vom 23. März 1933, Teil 1, 23.03.1933

Vollbild (242 kb)


Schließlich begab sich Josef Felder trotz der Angst vor Verhaftung durch die Nationalsozialisten nach Berlin, um an den Beratungen der SPD-Fraktion zum Ermächtigungsgesetz und der Abstimmung hierüber teilzunehmen. Die SPD-Fraktion – und damit auch Josef Felder – stimmte am 23. März 1933 unter großer Gefahr geschlossen gegen das Ermächtigungsgesetz. Josef Felder begründete dies später damit, dass sie sich darüber im Klaren gewesen sei, „dass [sie] den Parlamentarismus zu verteidigen habe[], was auch komme, bis zuletzt.“ Dieses „Nein“ zur Diktaturvorlage Hitlers war wohl der deutlichste Ausdruck der Bereitschaft Felders zur Verteidigung der parlamentarischen Demokratie gegen die Nationalsozialisten.


Daneben unterzeichnete er auch den Antrag „Die Reichsregierung Hitler genießt nicht das Vertrauen des Deutschen Reichstages“ der SPD-Fraktion, dessen Verbleiben bis heute ungeklärt ist, und den Antrag vom 17. Mai 1933 der SPD-Fraktion an den Reichstag auf Haftentlassung der inhaftierten Genossen. Dieser hatte jedoch aufgrund der nationalsozialistischen Mehrheit im Reichstag (gemeinsam mit der DNVP) keine Chance auf Erfolg.


hier
Auszug aus dem Protokoll der Sitzung der SPD-Reichstagsfraktion am 10. Juni 1933, 10.6.1933

Vollbild (463 kb)


Josef Felder nahm seine Tätigkeit als SPD-Reichstagsabgeordneter trotz Einschüchterungsversuchen und Drohungen der Nationalsozialisten bis zur letzten Sitzung der SPD-Reichstagsfraktion am 10. Juni 1933 wahr. Nach dem Berufsverbot als Journalist und dem Parteiverbot der SPD sah er sich jedoch Ende Juni gezwungen, aus Deutschland zu fliehen.


Verfasser: Anja Ruisinger


Literatur:
Josef Felder. Warum ich Nein sagte. Reinbek bei Hamburg 2002
Reinold Schattenfroh;Annerose Benecke (Hrsg.). Fünfzig Jahre danach. Berlin (West) 1983
Heinrich Potthoff, Susanne Miller. Kleine Geschichte der SPD 1848-2002. Bonn 2002

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