Portrait von Edgar Julius Jung
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Da die extreme Rechte wie „jede andere politisch
motivierte Bewegung [...] eine ideologische Basis“ benötige, „auf der
Alternativen zum bestehenden System entwickelt werden“, bemüht sie sich um
ideologische Arbeit. So formierten sich bereits in der Nachkriegszeit kleine
Zirkel rechtsextremistisch eingestellter Intellektueller, welche die Ideen der
„konservativen
Revolution“ der Weimarer
Republik aufgriffen. Als Ziel der „konservativen
Revolution“ beschrieb Edgar Julius Jung,
einer der führenden Köpfe der Weimarer
Rechtsintellektuellen, die „Wiederinachtsetzung aller jener elementaren
Gesetze und Werte, ohne welche [...] der Mensch keine wahre Ordnung aufbauen
kann.“
Hieran
orientieren sich die Intellektuellen der rechten Szene bis heute. Somit suchen
sie nach ursprünglichen, „deutschen“ Werten und den Ordnungsprinzipien der „Volksgemeinschaft“
und streben die Zerstörung des Liberalismus, Pluralismus und Parlamentarismus an.
Zur Verbreitung dieser Ideen dienen vor allem rechtsextremistisch orientierte
Buchdienste, Kulturorganisationen, Lesekreise, Verlage, Zeitschriften und
Zeitungen.
So
versucht beispielsweise die seit 1986 bestehende Zeitung „Junge Freiheit“, die Ideen der „konservativen
Revolution“ auf die heutige Situation zu übertragen und zu verbreiten.
Diese Zeitung bietet rechtsextremistischen Autoren laut des Verfassungsschutzberichtes
2004 teilweise ein Forum. So wird in dem Artikel „Freiheit braucht
Gemeinschaft“ die „bemerkenswerte Dürftigkeit“ des Begriffs des Individuums kritisiert.
Zudem wird die Bedeutung der Menschenrechte in Frage
gestellt, da das „Individuum als solches [...] keine echtes Rechtssubjekt sein“
könne und Rechte nur mit der „Mitgliedschaft in einem politischen Ganzen
einhergehen“ könnten.
Die
Zeitung „Junge Freiheit“ zählt zu
den anspruchsvolleren Strategie- und Theorieorganen, deren Hauptaufgabe die
Ausarbeitung und Verbreitung eines gemeinsamen Programmes der intellektuellen
Rechten ist. Daher publizieren sie vor allem Grundsatzbeiträge und
teilweise sogar konkret ausgearbeitete Vorschläge zur Änderung der Verfassung.
Titelbild der Jungen Freiheit
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Daneben sind zur Verbreitung der Ideen der rechten
Intellektuellen auch in weniger gebildeten Bevölkerungsschichten Zeitschriften
und Zeitungen von Bedeutung, die an die Emotionen appellieren und sich durch
„schlichtes Anspruchsniveau“ „auszeichnen“. Diese haben zumeist Auflagen
zwischen 1000 und 5000 Exemplaren. Einige dieser Zeitungen wie die „Deutsche
National-Zeitung“, die mit 35000 Exemplaren die auflagenstärkste
rechtsextreme Zeitung ist, haben einen Verbreitungsradius über die gesamte
Republik. Diese Zeitungen, die sich in Design und Aufmachung an der Bildzeitung orientieren,
zeichnen sich vor allem durch verharmlosende Texte über den Nationalsozialismus
und Angriffe auf die bestehende politische Lage aus. So sind in diesen
Zeitungen Schlagzeilen wie „Auschwitz – was ist wahr?“, „Die Macht der Juden“
oder „Bleibt Deutschland deutsch?“ zu finden.
Titelbild der Deutschen National-Zeitung
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Des Weiteren sind Verlage erwähnenswert, welche die
Normalisierung des Rechtsextremismus
und die Etablierung einer starken Rechten anstreben. Besonders bedeutsam ist
hierbei der Grabert-Verlag,
der vor allem verharmlosende Darstellungen über den Nationalsozialismus
und Veröffentlichungen zur Begründung rechtsextremistischen Denkens publiziert.
Darüber hinaus erscheinen im Grabert-Verlag Zeitschriften zur deutschen
Geschichte, die teilweise antidemokratische Tendenzen in der Geschichte
Deutschlands verteidigen.
Obwohl den rechten Intellektuellen die Wichtigkeit der
kulturellen Arbeit bewusst ist, ist in den letzten Jahren aufgrund des „Mangels
an befähigten politischen Akteuren“ eine Vernachlässigung der intellektuellen
programmatischen Arbeit feststellbar. Zudem gelingt es den rechtsextremistisch
eingestellten Intellektuellen trotz aller Bemühungen laut des Verfassungsschutzberichtes
2004 bislang nicht, ihre Ideen einer breiten Anhängerschaft zu vermitteln.
Literatur:
Armin Pfahl-Traughber; Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, München 1999
Hans-Gerd Jaschke; Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Opladen 1994
http://www.bpb.de/publikationen/8GIOFA,,0,Rechtsextremismus.html
Bundesministerium des Innern (Hrsg.); Verfassungsschutzbericht 2004, Berlin 2005
von Alexandra Frisch, Anja Ruisinger
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